In Luganos Via Nassa mit Bitcoin bezahlen

Erste Läden beteiligen sich am Blockchain-Projekt Plan B, doch es gibt auch Kritik am Kryptogeld

Lugano will dank einer Zusammenarbeit mit dem Fintech-Unternehmen Tether die Hauptstadt der Kryptowährungen werden (die TZ berichtete am 11. März ausführlich darüber). Das grösste Problem für diejenigen, die in Kryptowährungen investiert haben, ist jedoch, dass sie oft nicht wissen, wo sie ihr Geld ausgeben können. Das Tessin – und speziell die Stadt Lugano – versucht, dieses Problem zu lösen.

Roberto Mazzantini, Vorsitzender der Vereinigung Via Nassa, erklärt auf Anfrage der TZ, dass inzwischen bereits ein Hotel, ein Juwelier und ein Restaurant in der Luganeser Luxusstrasse die Bezahlung mit Kryptowährungen erlauben. Sechs weitere Geschäfte (Boutiquen und Schmuckläden) hätten sich bei der Stadt im Rahmen des Programms Plan B eingeschrieben und warteten darauf, ein entsprechendes Zahlungsterminal zu erhalten. Wie Mazzantini ausführt, akzeptieren alle Geschäfte die bekanntesten Kryptowährungen. Die neu geschaffene digitale Währung der Stadt Lugano, LUGA, werde hingegen nicht überall akzeptiert. Mazzantini verkündet, dass die Via Nassa sich zur ersten Luxus-Einkaufsstrasse weltweit wandle, in der die Bezahlung mit den wichtigsten Kryptowährungen, wie Bitcoin und Ethereum, möglich ist.

Kryptowährungen werden im Tessin nicht nur in der Via Nassa genutzt. Auch die Steuern in Lugano können mit virtuellen Währungen beglichen werden, dasselbe gilt auch für Chiasso. Selbst bestimmte kantonale Verwaltungssteuern können mit Bitcoin bezahlt werden. Das Tessin hofft, sich als neue Konkurrenz zum Zuger “Crypto Valley” profilieren zu können und wohlhabende Bewohner und Firmen anzulocken.

Doch ganz unumstritten ist gerade die Initiative Luganos nicht. Antonio Mele, Professor für Finanzen an der Universität Lugano (USI) zweifelt an der Sinnhaftigkeit der Einführung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Er erklärt gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz (RSI): “Ich verstehe nicht, warum wir unser Leben durch die Zahlung von Steuern, Gebühren und Gehältern mit diesen virtuellen Währungen verkomplizieren sollten.” Denn Kryptowährungen sind sehr volatil. Der Wert könne, je nach Wechselkurs, um 30 bis 40 Prozent schwanken. Bitcoin-Zahlungen bürgen ein Risiko, erläutert Mele. Die Schweizer Nationalbank hingegen garantiere durch eine
angemessene Geldpolitik Stabilität.

Die Stadt Lugano hat versucht, durch eine Bindung an den Stablecoin Tether eine gewisse Stabilität zu garantieren (s. Box oben). Kritiker jedoch glauben nicht, dass Tether tatsächlich mit der entsprechenden Menge physischer US-Dollars gedeckt ist. Die Stadt Lugano äusserte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Zweifeln bezüglich Tether. Die Verantwortlichen seien zu sehr mit der Vorbereitungen der Veranstaltung Plan B Forum (siehe Box) beschäftigt, hiess es von der Medienstelle der Stadt.

Fonte: Tessiner Zeitung